gedicht to go

hier gibt es jeden ersten mittwoch im monat einen dreizeiler für euch als begleiter für den tag (oder die nacht). ältere gedichte to go findet ihr hier.

abschluss

meine umarmung des dunklen sommers

überwintert

hinterm ofen: bereit für unbekümmerte blüten.

13.12.2022


vehemenz

unablässig

kratzen heute die pappeln am horizont

wolken reifen mir zu ungehorsamen gefährten.

03.11.2022


übergang

heut möcht ich den schwalben

ihre traurigkeit nehmen

im großen herbst.

05.10.2022


ambivalenz

ich träumte heute nacht

vom baden im meer

jenseits der träume.

07.09.2022


bilanz

traumumsäumte apfelbäume

finden keinen halt mehr

in luftleeren himmeln.

06.07.2022


abdruck

da liegt eine kleine pflanze, im einst weichen stein

auf dem tisch in meinem heim

jahrtausendealt – überdauert meine wut.

04.05.2022


trotz

die sonne ist mir bitter geworden

jede neue blüte indes vergeblich

den weißen schmetterling bemerke ich dennoch zwischen den steinen.

08.04.2022


täuschung

der stein im wasser

umkreist die blüten:

zerstreut alle zweifel

02.03.2022


empörung

der blaue tag

vom orkan eilig herbeigeschafft:

eine zumutung.

02.02.2022


hoffnung

ringeln sich orangenbäume

um geborstne häuser ohne türen:

das neue jahr tritt ein.

05.01.2022


der 1. dezember

ich hab den schnee mir eingebläut und lern die schweren wolken wiegen

es ist winterwonnenwende

in den eiszapfen knistert die sonne.

01.12.2021


dieses jahr

musste der oktober ausgelassen werden

die schwalben trugen ihn davon und auch die wespen

es bleibt: die kastanie auf dem schreibtisch.

03.11.2021


immer mit der ruhe

bin ich nie

aber im hellgrauen globus ganz oben im regal

auf der suche nach der weltachse

01.09.2021


im garten

bäume blind

und all die wildblumen zahnlos:

seepferdchen finden sich im blauen gestrüpp.

07.07.2021


was blüht mir

frag ich dich

und du reichst mir wortlos

die knospende nacht.

02.06.2021


ich hab den tag heut umgestülpt

er war leer

bis auf

eine glückliche amsel

05.05.2021


gestalt annehmen

schiffe gleiten durch die straßen

ich springe auf

verirre mich zum rand der welt

03.03.2021


die krähe

streift das licht aus ihren federn

sinkt zu boden ein kleid:

gewebt aus dunklem glanz

03.02.2021


verpasste mitteilung

vergaß zu vermessen

die größe des unglücks:

zurückgelegter strecken ohne dich.

06.01.2021


dezember / der aal

wie ich’s jahr auch dreh und wende

es bleibt mir fremd – ein vieläugiger aal

in trocknen seelenauen.

02.12.2020


november / orange

und wenn wir die welt neu verfugen könnten

hast du dir schon überlegt

welche farbe die ruhekissen dann hätten?

04.11.2020


oktober / ernüchterung

im land wächst ein schatten aus versoffnen stunden

und derweil suchen nebelkrähen meine nähe

ich enttäusche sie mit salat.

07.10.2020


september / vor dem flug

aus dem zweiggefieder

berg ich

den apfel – er flatterte schon aufgeregt.

02.09.2020


august / vergeblich

lieblos hingeworfne sonnen

lassen sich schwerlich aufsammeln

an hitzetagen

05.08.2020


juli / überraschungen

in den wind geschlagen

jede warnung

doch plötzlich: schlugen sie wurzeln.

01.07.2020


juni / abwärts

die große feige im garten wirft früchte ab, zu früh.

liegen sonnenfahl im staub

losgerissene bojen des sommers

03.06.2020


mai / gespräch

wechseln wort – nur eines –

übern pappelstamm drüber, vorsichtig

heiße währung im maigeklimper

6. Mai 2020


april / drinnen

in der früh drängt vieläugiges frühlingsinferno aus dem fenster

tönt mir nach: bei mir warst du weitschweifend aufgehoben

und jetzt ballt sich erst recht das eingepferchte wir in großblättrige zimmer.

01.04.2020


märz / nachklang

getönte straßen im umbruch, bekannter fehler in der choreographie;

ich reise in den ockermund

des alten landes: zaunzähne halten mich nicht.

04.03.2020


februar

diese blasse blüte an der spitze der wahrnehmung:

widersprüchlicher wohltäter,

sinkt in hohe lüfte, war vielleicht nie da.

05.02.2020


januar

frostkranz am wimpernrand

aug auf lebenssaum gerichtet:

ich näh uns ein neues jahr ins graue land.

08.01.2020

januar 2020 – möge das neue jahr unvergesslich für uns alle werden! so schnell können 12 monate vorüberziehen, wie enten auf dem neckar an einem stürmischen tag…es war ein verrücktes jahr und ich brauchte ein wenig erholung zwischen den jahren. deshalb kommt das gedicht-to-go dieses mal mit einer woche verspätung.


januar 2019 – frohes neues jahr! ich bin wieder back to normal und ab jetzt gibt es wieder jeden mittwoch ein neues gedicht-to-go. im dezember habe ich pausiert und euch dafür einen einblick in mein adventskalender-projekt gegeben, das ich mit mir nicht bekannten autorinnen zusammen gewuppt habe und das wirklich neue perspektiven eröffnet hat.

jetzt geht es mit neuer kraft ans werk.

lange rede, kurzer…

sinn

wühle im wolkennest, werfe pfauenfedern beiseite

in tausend blauen kronen des mammutbaums sitze ich und werfe anker nach ihm aus

er muss doch hier-, irgendwo, und mir zu diensten sein, im neuen jahr.

02.01.2019


im august 2018 war ich im urlaub, da gab es nur sporadisch ein gedicht to go. dafür aber drei blogbeiträge in der neuen rubrik gedanken. unter randnotizen findet ihr das thema „zeitungen von gestern“ – oder: weshalb es sich manchmal lohnt, unnützes aufzuheben (teil 1) bzw. über das glück des ’noch nicht‘ (teil 2). und in den strandnotizen machte es quaatsch: ich wandelte durchs watt.

achja, und ein kleines gedicht to go hatte sich dann doch hineingemogelt in meine post aus dem urlaub –

ihr findet es hier.


inspirationen

Neulich habe ich eine tolle Fotografin kennengelernt, die zufälligerweise wie ich Ethnologin ist. Wir hatten ein Foto-Shooting in sehr entspannter Atmosphäre in ihrem Atelier in Mannheim.

Anna Logues Bilder für meine beiden Homepages www.sarah-weber.net und www.coaching.sarah-weber.net sind richtig schön geworden – ich habe für ihre Homepage einen Blogbeitrag verfasst, schaut doch mal rein. Sie hat wirklich tolle und sehr kunstvolle Fotoprojekte.